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Fast ein Jahr ist seit der naturnahen Umgestaltung des Wiesengrundbachs vergangen. Zwischen Oktober 2012 und April 2013 wurde dem Wiesengrundbach ein neues Gewässerbett gegeben. Der neue, fast 1 km lange Verlauf in der ausgedehnten Wiesenfläche westlich von Klingenberg orientiert sich dabei an der Tiefenlinie im Gelände und entspricht vermutlich dem historischen Gewässerverlauf.

Ehemals begradigt und mit Rasengitterplatten befestigt wurde der alte Verlauf des Wiesengrundbachs nach der Entfernung der Rasengitterplatten teilweise verfüllt. Nur Teilabschnitte blieben erhalten und dienen nun als Vernässungsbereiche und Stillwasserbiotope.

Entfernung der Rasengitterplatten aus dem Wiesengrundbach

Durch die Gewässerverlegung hat der Wiesengrundbach nun wieder ein naturnahes Bett aus dem er aufgrund des flachen Gewässerprofils auch bei geringfügig erhöhter Wasserführung in die angrenzenden Wiesenflächen ausufern kann. Entlang des Baches entstehen ausgedehnte Vernässungsflächen. Vorhandene Nasswiesenflächen wurden erhalten und in den neuen Bachverlauf bzw. die Gewässerrandstreifen einbezogen.

Bei der Profilierung des Gewässerlaufs wurde von Anfang an auf möglichst viel eigendynamische Entwicklung gesetzt, d. h. es wurde nur vorprofiliert, den Rest „erledigt“ der Wiesengrundbach selbst. So sind innerhalb kürzester Zeit zahlreiche naturnahe Strukturen wie Gleitufer, Kolke, Sedimentbänke, Rohbodenflächen etc. entstanden.

Ingenieurbiologische Bauweisen wurden nur punktuell eingesetzt. Zum einen zur Schaffung erster Strukturen wie Weidengebüsche oder Totholz, zum anderen zur Verhinderung einer Sohleintiefung im Anfangsstadium der eigendynamischen Entwicklung. Hierzu wurden in Abschnitten mit größerem Gefälle Sohlriegel aus Rasensoden eingebaut. An diesen wird einsetzende Tiefenerosion gebremst, ohne dabei die Dynamik insgesamt nennenswert einzuschränken.

Nur im Übergang zwischen neuem und bestehendem Bachbett wurde zur Überbrückung eines stärkeren Sohlgefälles eine Rampe aus Totfaschinen mit seitlicher Sicherung aus Weidenspreitlagen eingesetzt.

Alle ingenieurbiologischen Bauweisen haben sich im letzten Jahr sehr gut entwickelt und sind gut angewachsen. Durch Sukzession entwickelt sich auf den ehemaligen Rohbodenstandorten spontane Gehölzbesiedelung aus Schwarzerle und Weiden.

Das Hochwasser vom Juni 2013 hat die eigendynamische Entwicklung unterstützt, nur vereinzelt musste im Bereich einer landwirtschaftlichen Überfahrt nachgearbeitet werden. Bereits jetzt kann aufgrund der bisher entwickelten Strukturen im Sinne der EG-Wasserrahmenrichtlinie von einem potenziellen Strahlursprung ausgegangen werden. Das Selbstreinigungsvermögen des Wiesengrundbachs hat sich deutlich verbessert.

Andreas Stowasser