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Acht Jahre nach Baubeginn der Maßnahmen zur naturnahen Umgestaltung des Kaitzbachs zwischen Altkaitz und Mockritz in Dresden hat sich aus den ingenieurbiologischen Bauweisen ein stattlicher Ufergehölzbestand entwickelt.

Es ist kaum zu glauben – nach nur acht Jahren entwickelten sich aus Weidensteckhölzern und Lebendfaschinen über 10 m hohe Baumweiden! Aber der Reihe nach: Von September bis November 2005 wurde der ca. 160 m lange Abschnitt des Kaitzbachs als Ausgleichsmaßnahme für den Ausbau der B 170 als Zubringer zur A 17 naturnah umgestaltet. Als Initialmaßnahmen zur Entwicklung eines Gewässer begleitenden Gehölzbestands und zur abschnittsweisen Ufersicherung kamen Weidenspreitlagen, Faschinen auf Lagenbauten, Lebendfaschinen und Weidensteckhölzer zur Anwendung. Im Frühjahr 2006 wurden einzelne Flechtzäune sowie zur Fließrichtung geneigte Lebendfaschinen im Rahmen eines DWA-Nachbarschaftstages eingebaut.

Weitere Informationen dazu auf der Seite des DWA-Landesverbandes Sachsen/Thüringen: Mitglieder-Rundbrief 29 vom Oktober 2006
 

Die Fertigstellungspflege der ingenieurbiologischen Bauweisen endete im Herbst 2006. In den Jahren 2007 und 2008 wurden selektive Gehölzpflegemaßnahmen zur Förderung der stärksten Weidentriebe als Zukunftsbäume durchgeführt. In diesem Zusammenhang fand im März 2008 erneut ein DWA-Nachbarschaftstag zum Thema „Pflege ingenieurbiologischer Bauweisen“ statt. Mit dem Ende der Entwicklungspflege im Herbst 2008 wurde der Gewässerabschnitt an die Landeshauptstadt Dresden als Gewässerunterhaltungslastträger übergeben.

An den aus ingenieurbiologischen Bauweisen hervor gegangenen Weidenbeständen wurden seither keine Pflegemaßnahmen mehr durchgeführt. Dies ist auch gar nicht nötig, die Weiden haben die weitere Entwickung untereinander geregelt. So haben sich inzwischen die im Zuge der Entwicklungspflege geförderten Zukunftsbäume vollends durchgesetzt:

Aus kleinen (fünf bis acht cm starken und ca. vier bis fünf Meter großen) Weidentrieben sind Baumweiden von 10 bis 15 m Höhe mit bis zu 30 cm Durchmesser herangewachsen. Durch den Konkurrenzdruck und die Beschattung der Baumweiden, haben Weidentriebe im Unterholz nur noch sehr schlechte Wuchsbedingungen. Dies eröffnet den Schlusswaldarten der Potenziell Natürlichen Vegetation (PNV) die Möglichkeit, in den Bestand einzuwandern.

Derzeit ist dies sehr schön durch eine Vielzahl von mehrjährigen Eschen (Fraxinus excelsior) im Unterstand zu beobachten. Diese werden im Laufe der Zeit durchtreiben und ihren Platz im Ufergehölzbestand einnehmen. Durch Femelschläge und damit verbundenes Reduzieren der Weiden können die Eschen gefördert werden, damit  der Arten- und Strukturreichtum des Ufergehölzbestands weiter zunimmt.

Das gelungene Beispiel am Kaitzbach zeigt, wie das Prinzip der systematischen Pflegeabfolge bei ingenieurbiologischen Bauweisen zum einen standortgerechte Ufergehölzbestände entwickelt und zum anderen Unterhaltungsaufwand reduzieren hilft.

Nähere Informationen zu diesem Thema finden sich in folgenden Fachartikeln sowie im Modul SOFIE® – INFO im SOFIE® Portal.:
Fachartikel „Pflege und Entwicklung von Ufergehölzbeständen aus ingenieurbiologischen Bauweisen“

 

Andreas Stowasser